Ursprünglich wurde in der JVA Herford (relativ) regelmäßig eine Gefangenenzeitschrift „Mauerblümchen“ von lediglich einem Redakteur, der aus dem Kreis der Jugendstrafgefangenen der Anstalt kam, erstellt.
In Zusammenarbeit zwischen dem Freizeitkoordinator der JVA Herford, JVAI Manfred Korte, und der ehrenamtlichen Mitarbeiterin und Lehrerin an der Georg-Müller-Gesamtschule in Bielefeld, Frau Ina Strasser, wurde die Gründung der Gefangenenzeitschrift „PopShop“ in der Form, wie sie heute auch erfolgreich gestaltet wird, vorbereitet. Die Idee war, die Gefangenenzeitung in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern der Georg-Müller-Gesamtschule in Bielefeld zu gestalten. Seit nunmehr 3 Jahren nehmen regelmäßig 3 bis 9 Schülerinnen und Schüler an den monatlichen Redaktionssitzungen teil, in denen sie mit den Gefangenen zusammen an den Inhalten und dem Aufbau der Zeitung arbeiten. Das Layouten am PC, mithin die rein technische Arbeit, wird ausschließlich von den Gefangenen erledigt.
Gegenseitiges Lernen
Für die Schülerinnen und Schüler wie für die Gefangenen ist diese Kooperation bislang ein voller Erfolg. Insbesondere können die Schüler für die Gefangenen Vorbildfunktion übernehmen, es gelingt ihnen, sympathisch und „cool“ zu sein, ohne dabei Straftaten begangen zu haben. Ihnen ist Bildung wichtig und sie können den Gefangenen auch immer wieder das Gefühl geben, „normal“ zu sein und beachtet zu werden. Sie sind für die Gefangenen häufig der Brückenschlag zur Außenwelt, der ihnen das Leben von draußen in den Vollzug bringt, der aber auch als Korrektiv fungiert, mit Hilfe dessen die Gefangenen den sozialen Umgang mit Jugendlichen, insbesondere auch jungen Frauen, erlernen können. Der Umgang zwischen den Schülerinnen und Schülern einerseits und den Gefangenen andererseits ist bisher stets von Wertschätzung und Toleranz geprägt. So konnten im Gegenzug sehr schnell im Laufe der inzwischen jahrelangen Arbeit bei den Schülerinnen und Schülern vorhandene Vorurteile über Gefangene abgebaut werden.
Gefangene „voll normal“!
Sie erkennen, dass die Gefangenen keine „Monster“ sind, so wie sie häufig in der Presse dargestellt werden, sondern letztlich Jugendliche wie sie selbst. Selbst der erstaunte Ausruf, „die sind ja alle voll sympathisch“ kam dabei auf. Die Arbeit der Redaktionsmitglieder aus den Bereichen innerhalb und außerhalb des Vollzuges erfährt einen Höhepunkt mit der gemeinsamen jährlichen Redaktions-Weihnachtsfeier.
Dieses Projekt erfordert nicht nur engagiertes Arbeiten der Schülerinnen und Schüler sowie der Gefangenen; tragender Pfeiler dieses gelungenen Projektes ist die vertrauensvolle jahrelange Zusammenarbeit zwischen Frau Strasser als ehrenamtliche Betreuerin und Herrn Korte als Freizeitkoordinator der JVA Herford.